Kennen Sie das Salutogenese-Modell des amerikanischen Soziologen Aaron Antonovsky? Es ist mittlerweile Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements und dient der Gesundheitsförderung. Antonowsky ging der Frage nach, was Menschen in Stress- und Belastungssituationen brauchen, um gesund zu bleiben. Dieses Modell der Gesunderhaltung lässt sich sehr gut für die interne Kommunikation nutzen.
Das Modell ist auch unter dem Namen „Kohärenz“ – Gefühl der Stimmigkeit – bekannt, was genauso sperrig klingt wie Salutogenese. Allerdings sind die drei Aspekte der Kohärenz fast selbsterklärend:
Kohärenzgefühl in der internen Kommunikation nutzen
Gerade in Veränderungsprozessen oder in der digitalen Transformation lässt sich das Konzept des Kohärenzgefühls sehr gut für die interne Kommunikation übersetzen und nutzen.
- Verstehbarkeit – „Ich verstehe, was passiert.“
Die Mitarbeitenden und Führungskräfte (und Sie selbst natürlich auch) verstehen die Zusammenhänge der Veränderung und kennen z. B. den Grund für die Digitalisierung des Geschäftsmodells. Sie gewinnen einen Überblick und damit Klarheit und Sicherheit. - Sinnhaftigkeit – „Mein Engagement lohnt sich und hat eine Bedeutung.“
Mitarbeitende und Führungskräfte haben das Gefühl, dass die Veränderung Sinn macht und sehen für sich und das Unternehmen einen Mehrwert. - Handhabbarkeit – „Ich kann die Heraus- und Anforderungen bewältigen.“
Mitarbeitende und Führungskräfte glauben daran, dass der eingeschlagene Weg machbar ist und sie ihn auch gestalten können. Ausreichend Ressourcen, z. B. in Form von Weiterbildungen stehen dafür zur Verfügung.
Interne Kommunikation auf Stimmigkeit überprüfen
Wie lässt sich mit diesen Erkenntnissen weiterarbeiten? Sie können das Modell nutzen, um Ihre interne Kommunikation – egal ob als Führungskraft, auf Teamebene oder organisationsweit – auf Stimmigkeit zu überprüfen. Sie können dafür Fragen nutzen, die ich Ihnen beispielhaft zusammengestellt habe:
Verstehbarkeit
- Sind die (Unternehmens- oder Veränderungs-)Ziele oder zumindest die grobe Richtung klar und verständlich formuliert und für die verschiedenen Bezugsgruppen angepasst?
- Ist klar, wozu eine Veränderung oder Transformation nötig und welcher Nutzen damit verbunden ist?
- Haben die Mitarbeitenden die Informationen, die sie brauchen, um ihre Aufgaben zu erledigen?
- Werden wichtige Entscheidungen offengelegt und erläutert?
Sinnhaftigkeit
- Lohnen sich die Energie und die Anstrengungen für die Mitarbeitenden?
- Welchen Sinn können die Mitarbeitenden in ihrer täglichen Arbeit entdecken?
- Wird ausreichend über den Sinn und Zweck kommuniziert?
- Wird den Mitarbeitenden ausreichend Wertschätzung entgegengebracht und fühlen sie sich bedeutsam?
Handhabbarkeit
- Haben die Mitarbeitenden (Frei-)Raum, um die geforderten Veränderungen auszuprobieren?
- Stehen ausreichend Ressourcen (z. B. Zeit, Geld, Weiterbildungsangebote) zur Verfügung, um die Veränderungen zu bewältigen?
- Sind die Angebote (z. B. Coaching und Supervision) zur Bewältigung allen klar und wurden Sie verständlich und offen kommuniziert?
Gesundheitsförderung wird dort, wo Veränderungsprozesse als Belastung empfunden werden, wichtiger. Mit einer wirkungsvollen internen Kommunikation können Sie dazu beitragen, die Handlungsspielraume zu vergrößern – Ihre eigenen und die der Mitarbeitenden und Führungskräfte.